Jüdische Gemeinde im Lande Bremen

Der Anfang war nicht leicht, als im Jahr 1803 einige Juden in Bremen eine jüdische Gemeinde gründeten:

Sie lebten außerhalb der Stadtmauern in Hastedt und am Barkhof, hatten dort Bethäuser und einen Friedhof, denn jüdischen Menschen war es damals verboten, in Bremen zu übernachten, geschweige denn zu wohnen. Ursache dafür war die judenfeindliche Haltung der Bremer Regierung. Erst im Jahr 1849, als Napoleon die Stadt beherrschte, erhielten Jüdinnen und Juden das Bürgerrecht. 1876 konnte daraufhin erstmals eine Synagoge mit einem Gemeindehaus in Bremen errichtet werden. Man fand den Platz dafür mitten in der Stadt, im Schnoor. Bis 1938 florierte das jüdische Leben, in der Nacht vom 9. Auf den 10. November 1938 setzen Nationalsozialisten das Haus in Brand unter dem Beifallklatschen der Nachbarschaft. Fünf jüdische Menschen wurden ermordet. Kurz vor dem Untergang der Weimarer Republik hatten in Bremen etwas mehr als 1300 Juden gelebt– nur wenige von ihnen haben den Holocaust überlebt. Der alte jüdische Friedhof in Hastedt überstand dagegen die NS-Herrschaft und besteht bis heute.

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges und der Befreiung der Konzentrationslager durch die alliierten Siegermächte wurden in Deutschland sehr wenige Gemeinden als sogenannte „Einheitsgemeinden“ wiederbegründet. Die zentrale Figur für Neuanfang jüdischen Lebens in Bremen war Carl Katz. Er hat das Konzentrationslager Bergen – Belsen überlebt und im August 1945 eine Gemeinde für die in Bremen gestrandeten „displaced persons“ geschaffen. Er half, wo er konnte, diesen Menschen die gewünschte Ausreise aus Deutschland zu ermöglichen oder wieder in Bremen Fuß zu fassen. Die Verhandlungen mit dem Bremer Senat um „Wiedergutmachungsgelder“ waren von vielem Unwillen begleitet, zäh und schleppend. Sehr wenige Überlebende blieben in der Stadt, jedoch kamen in den folgenden Jahrzehnten immer wieder Menschen aus der ehemaligen „Ostzone,“ den früheren Sowjetrepubliken, die vor den dortigen Aufständen gegen das Sowjetregime mit antisemitischen Pogromen geflohen waren. Viele von ihnen benutzen Bremen jedoch als Durchgangsstation nach Übersee, vor allem junge Menschen wanderten aus. Für einige Familien aber konnte durch das unermüdliche Engagement von Carl Katz und seiner Frau Marianne schon im Jahre 1961 die Synagoge und das Gemeindezentrum der „Israelitischen Gemeinde im Lande Bremen“ in der Schwachhauser Heerstraße 117 errichtet werden. Finanziert wurde es durch den Verkauf des einzig zurückgegebenen ehemaligen Altersheims in der Morgenlandstraße und durch Wiedergutmachungsgelder des Senats. Die Gemeinde blieb über viele Jahre klein und an der Grenze des Existenzminimums, was die Anzahl ihrer Mitglieder anbelangte – auch Überalterung war ein ernsthaftes Problem. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 begann sich dies zu ändern, als viele jüdische Flüchtlinge aller Generationen aus den GUS-Staaten nach Deutschland kamen. Zeitweise betrug die Anzahl der Mitglieder durch diesen Zuzug über 1.200, es waren ganze Familien mit allen Generationen bis hin zu Urgroßeltern gekommen – heute liegt deren Zahl bei etwas mehr als 800, was der demographischen Entwicklung geschuldet ist.

Innerhalb der Gemeinde konnte durch die Zuwanderung nach 1991 das jüdische Leben in allen seinen Facetten wieder aufgebaut werden. Der Shabbat, die religiösen Feiertage mit ihren Gottesdiensten und Festen, mit Familienereignissen wie Bar- und Bat Mitzwa, Brit Mila, werden feierlich begangen, sind gut besucht, der Religionsunterricht, die Sonntagsschule für Kinder und Erwachsene brachte und bringt das jüdische Wissen weiter. Im Jahre 1997 wurde der Kindergarten Martha Goldberg gegründet. Kurz darauf auch ein Seniorenclub, soziale Einrichtungen wie Chevra Kaddischa und Bikur Cholim, , Kulturinitiaiven, Frauenverein, auch Deutschunterricht, ein jüdischer Chor, „Gut Woch“, der jiddisches und israelisches Liedgut präsentiert. Im Jahre 2001 bekam die Jüdische Gemeinde einen Staatsvertrag. Bewahrung der Tradition, der Synagoge mit Gemeindehaus, der Friedhöfe, Erhalt und Sicherung finanzieller Unterstützung war sein Inhalt und Ziel. Seit 2003 hat die Gemeinde wieder die originäre jüdische Aufgabe der Friedhofsverwaltung des Friedhofs in Hastedt mit den Beerdigungen in die eigenen Hände übernehmen können. Bisher war das mangels Menschen von den Ämtern in Bremen organisiert worden. Aufgrund der jüdischen Tradition, Gräber auf Ewigkeit bestehen zu lassen, füllte sich der Hastedter Friedhof im Laufe der Jahre und es musste ein weiterer Friedhofsplatz gefunden werden. 2008 konnte die Gemeinde den „Guten Ort“ an der Beckfeldstraße in Betrieb nehmen. 2013 wurde dort die benötigte Trauerhalle mit den Möglichkeiten der Tahara fertiggestellt. So rundete sich die Wiederherstellung jüdischer Traditionen nach deren völligen Zerstörung ab.