Weiter Streit um Vortragsverbot an Uni Bremen

Autor: Frank Hethey (Weser Kurier)

So richtig ausgestanden ist der Streit um das Vortragsverbot für die israelische Psychoanalytikerin Iris Hefets an der Universität Bremen noch nicht. Nun hat sich der Asta als Mitveranstalter zu Wort gemeldet. Man sei „sehr enttäuscht“ darüber, dass einer jüdischen Person ein Raum entzogen worden sei, sagt Asta-Vorstand Florian Walter. Es sei wichtig, sich auf den sehr komplexen Nahostkonflikt einzulassen. Die Uni könne einen Raum für offenen Austausch schaffen. „Wo, wenn nicht an der Uni sollen solche Diskurse stattfinden?“,fragt Walter.

Scharfen Widerspruch erntet der Asta aus der Jüdischen Gemeinde. Künftige Akademiker könnten viel Gutes für ihr anstehendes Leben und das ihrer künftigen Kinder bewirken, sagt Grigori Pantijelew, stellvertretender Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde. „Wenn sie stattdessen nur den Lügen der Terroristen und ihrer Helfer zuhören und sich an der Verbreitung des Hasses beteiligen, ist das eine bedauernswerte Verschwendung ihrer Lebenszeit.“ Mit ihrem Verbot setze Uni-Rektorin Jutta Günther dem verantwortungsvoll Grenzen.

Wie berichtet, hatte Uni-Rektorin Günther den für den 28. Juni geplanten Vortrag von Hefets untersagt. Der vom Asta kurzfristig angefragte Raum sei nach sorgfältiger Abwägung der mit der Veranstaltung einhergehenden Risiken nicht zur Verfügung gestellt worden, sagt Uni-Sprecherin Kristina Logemann. Dabei habe die „gegenwärtig polarisierte Stimmung auf dem Campus“ eine Rolle gespielt. Zudem müssten die allgemeinpolitischen Bildungsangebote des Asta ausgewogen und pluralistisch bleiben. Ein weiterer Aspekt: Der Verfassungsschutz attestiert der Organisation „Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“, deren stellvertretende Vorsitzende Iris Hefets ist, „gesichert extremistische Bestrebungen“.

Pantijelew fürchtet um die Demokratie in Deutschland. Das Land versinke in mehreren Krisen, der gesellschaftliche Zusammenhalt sei stark gefährdet. In dieser Situation warnt Pantijelew davor, sich auf das Terrain des Nahostkonflikts zu begeben. „Die Bremer Studentenschaft sollte die Bedeutung ihres Studiums höher einstufen als die Lösung des Nahostkonfliktes: Beim Letzteren scheitern sie jetzt schon, ihr Studium können sie noch retten.“

Dagegen beharrt der Asta auf politischer Mitsprache. An der Uni sei man schon weiter gewesen, wenn es um den Austausch über die Situation in Israel und Palästina gegangen sei, sagt Walter. In Deutschland seien den Diskussionsräumen zum Nahost-konflikt enge Grenzen gesetzt. Kritik an Israel werde als Antisemitismus deklariert. Die Einschätzung des Verfassungsschutzes kann Walter nicht nachvollziehen. „Jüdinnen und Juden aus dem Diskurs zu drängen, sie zu kriminalisieren, ist in sich nicht schlüssig“, sagt er.

Iris Hefets hielt ihren Vortrag am 28. Juni doch noch in der evangelischen Zion- Gemeinde in der Neustadt. Unterdessen kündigte das Rektorat an, mit dem Asta „erneut“ das Gespräch zu suchen. Laut Walter hat sich das Rektorat inzwischen gemeldet, man werde zu einem noch unklaren Zeitpunkt in den nächsten Wochen zusammenkommen.