
Jüdischer Friedhof Deichbruchstraße
Der Friedhof wurde von 1796 an bis heute belegt. Seit 1803 ist er offizieller jüdischer Friedhof in der Stadt Bremen.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde der jüdische Friedhof in Hastedt von den Nationalsozialisten verwüstet, viele Gräber geschändet. In der Friedhofskapelle legte eine SA-Truppe Feuer. Sie zerschlugen die Beerdigungsgeräte und verwüsteten noch weitere Gräber. Einige Tage nach der Pogromnacht mussten zwei jüdische Jugendliche die ermordeten Heinrich Rosenblum und Selma Zwienicki auf dem Friedhof zu Grabe tragen, während die jüdischen Frauen einen großen Kreis um sie bildeten. Die erwachsenen jüdischen Männer waren zu diesem Zeitpunkt bereits ins KZ Sachsenhausen deportiert.
Zum Ende des Zweiten Weltkrieges hat ein Bombenangriff noch mehr Verwüstungen angerichtet.
Gleich nach Kriegsende begann man, die ersten Zerstörungen zu beseitigen. Die Friedhofskapelle wurde neu errichtet und am 8. Mai 1952 eingeweiht. Der Rabbiner Dr. Felix Aber (der letzte Rabbiner der Bremer Gemeinde vor der Shoah) war zu diesem Anlass aus den U.S.A. nach Bremen gekommen.
Seit 1978 steht der Friedhof unter Denkmalschutz. Viele der noch vorhandenen Grabsteine von vor der Shoah verstorbenen Gemeindemitgliedern wurden liebevoll wieder aufgestellt, jedoch meist nicht exakt über den dazugehörigen Gräbern. Denn das konnte man nicht mehr herausfinden. Überlebende Angehörige sind kaum noch zu finden. Für die Pflege solcher verwaisten Gräber leisten Bund und Länder bis heute Wiedergutmachungsgelder, Friedhofsmitarbeiter übernehmen die Sorge für den Erhalt der Gedenksteine.
Noch mehrere leere Flächen belegte die Gemeinde im Laufe der Jahrzehnte seit Kriegsende. Weltpolitisch Entwicklungen brachten immer wieder Flüchtende vor den Pogromen aus den Ländern des ehemaligen „Ostblocks“ – sie flohen während der jeweiligen Aufstände gegen die Sowjetmacht – nach Deutschland, besonders die große Einwanderungswelle Anfang der 1990 ließen die jüdischen Gemeinden wachsen. Der demografische Anteil älterer bis sehr alter Menschen war jedoch auch in Bremen sehr hoch und die Sterberate wuchs. So zeugen die Grabsteine vom wechselhaften Leben der Gemeinde. Anfang der 2000er Jahre zeigte sich, dass bald kein Platz mehr frei sein wird und es musste eine neue Friedhofsfläche gesucht werden. Nach langen und intensiven Bemühungen ergab sich die Möglichkeit, eine brachliegende Fläche in der Beckfeldstrasse zu erwerben.
Der Jüdische Friedhof Riensberg
befindet sich in Schwachhausen, einem Stadtteil der Stadtgemeinde Bremen in der Freien Hansestadt Bremen, unmittelbar neben dem Riensberger Friedhof. Der von einem Wassergraben und einer Mauer umgebene 5.300 m² große jüdische Friedhof, Beckfeldstraße 40 wurde im Jahr 2008 fertiggestellt.
Seine spirituelle Form des „Etz hachaim“, des „Lebensbaumes“ entstand nach der Idee von Elvira Noa, Bau und Gestaltung des Friedhofes und seiner Umgebungsmauer haben die Gartenbauarchitekten Müller & Glassl geplant und durchgeführt. Nach jüdischer Tradition eingeweiht wurde der Freidhof von Rabbiner Ehrenberg aus Berlin mit den von Psalmen begleiteten sieben Rundgängen. Beteiligt waren viele Politiker der Stadt, die Gemeinde Bremen, Rabbiner aus In-und Ausland, Interesse und Teilnahme der bremischen Bevölkerung war sehr groß. Neben dem seit 1796 bestehenden Jüdischen Friedhof Deichbruchstraße im Ortsteil Hastedt des Bremer Stadtteils Hemelingen ist es heute der zweite in Belegung befindliche jüdische Friedhof in Bremen.
Am 5. Dezember 2013 wurde die Trauerhalle, erstellt nach Plänen des Architekten Alfred Jacoby aus Frankfurt, eingeweiht. In dieser Trauerhalle befinden sich die technischen Räume und Möglichkeiten, für die „Tahara“, die Totenwäsche. Zum ersten Mal nach der Shoah konnte dieses wichtige jüdische Ritual wieder von der Gemeinde organisiert und von der Chewra Kadische ausgeführt werden. Außerdem gibt es Räume für das Abschiednehmen und ein Büro für den Friedhofsverwalter.
Als historische Stätte steht der Neue Jüdische Friedhof in Bremen unter Denkmalschutz. Er dient nicht nur als Begräbnisplatz, sondern auch als Ort des Erinnerns an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger, die in der Geschichte Bremens eine Rolle spielten. Im Jahre 2016 erstellte die Gemeinde ein Denkmal auf Wunsch vieler älterer Gemeindemitglieder aus der ehemaligen Sowjetunion, die ihre Väter, Brüder, Söhne und Männer im 2. Weltkrieg im Kampf gegen Hitler-Deutschland verloren hatten. Es erinnert an diese Menschen sowie an alle Opfer des Holocaust. Zur feierlichen Einweihung reiste Oberrabbiner Amar aus Israel an, es wurde ein großes denkwürdiges Ereignis, das den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt verdeutlichen konnte, dass Erinnerungskultur nichts Abstraktes, lediglich Gewesenes, sondern mit den Menschen und der lebendigen Jüdischen Gemeinde eng verknüpft ist.
Auf dem Neuen Jüdischen Friedhof sind mehrere bedeutende Persönlichkeiten der jüdischen Gemeinde Bremens beigesetzt. Ihre Grabsteine und -stätten zeugen von der kulturellen und historischen Bedeutung, die die jüdische Gemeinschaft für die Stadt hatte und weiterhin hat.
Der Friedhof ist für Besucher geöffnet. Besuche sollten im Einklang mit den jüdischen Traditionen und unter Beachtung der Würde des Ortes erfolgen. Informationen zu Führungen und Besuchsregelungen können in der Regel bei der jüdischen Gemeinde in Bremen erfragt werden.
Der Jüdische Friedhof Lehe
Seit 1731 lebten nachweislich Juden in Lehe. Der israelitische Friedhof wurde erstmals in der um 1765 entstandenen „Kurhannoverschen Landesaufnahme“ unter der Bezeichnung „Juden-Kirchhoff“ erwähnt und ist damit der älteste erhaltene Friedhof auf Bremerhavener Stadtgebiet. Wie damals bei jüdischen Friedhöfen üblich, wurde er außerhalb Lehes auf freier Flur angelegt. Zu erreichen war er über eine 280m lange Allee von der Spadener Straße aus.
Die wirtschaftliche Entwicklung durch das Entstehen Bremerhavens, 1827, führte zu einem Aufschwung der israelitischen Gemeinde. 1933 gehörten ihr mehr als 300 Menschen an. Mit dem Zuwachs an jüdischen Mitbürgern wurde der Friedhof mehrfach vergrößert und 1925 ein repräsentativer Andachtsraum errichtet. Nach jüdischen Religionsvorschriften genießen die Toten ewiges Ruherecht. Grabstätten dürfen deshalb nicht neu belegt werden.
Der 1861 gegründete ehrenamtliche Beerdigungs- und Wohltätigkeitsverein („Chewra Kaddischa“), dem viele Gemeindemitglieder angehörten, war für Bestattungen und Friedhofsbetrieb zuständig.
Bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren schlichte Grabsteine und kein Blumenschmuck üblich. Die allmählich Anpassung der deutschen Juden an ihre Umgebung zeigte sich auch auf diesem Friedhof: Während die ältesten Grabsteine ausschließlich hebräische Inschriften aufweisen, wurden später, hebräische und deutsche Texte gleichzeitig, und seit Beginn des 20. Jahrhunderts fast nur noch deutsche Texte verwendet.
Der nationalsozialistische Völkermord an den Juden ist auf diesem Friedhof mitteilbar dadurch ablesbar, dass mit Beginn der 40er Jahre der Friedhofsbetrieb plötzlich abbrach und bis heute nur noch wenige Bestattungen erfolgten. Nach dem Kriege konnte sich keine jüdische Gemeinde mehr um diesen kultischen Ort kümmern. So wie auch in Bremen im Hastedter Friedhof übernahm 1953 das Bremerhavener Gartenbauamt die Pflege des durch Bomben zerstörten Friedhofes und richtete ihn in Anlehnung an die jüdische Friedhofskultur wieder her. Als Gegenleistung erhielt die Stadt Bremerhaven die noch unbelegte, östlich Hälfte des Friedhofsgeländes mit der Zuwegung und der Ruine des Andachtraumes, die 1957 abgerissen wurde. Ein neuer wurde nie gebaut.
Der Friedhof gehört heute der jüdischen Gemeinde im Lande Bremen. Er ist das letzte Zeugnis der einstmals lebendigen jüdischen Kultur in Bremerhaven. Erst durch die Zuwanderung Anfang der 1990er Jahre konnte eine kleine Jüdische Gemeinde wieder langsam aufgebaut werden, die im Jahre 2001 auch eine Synagoge bekam.
Jüdischer Friedhof Spadener Höhe
Wie auch in Bremen auf dem Hastedter Friedhof, füllte sich im Laufe der nächsten Jahrzehnte das Gräberfeld auf dem bestehenden Friedhof und nach Verhandlungen mit dem Magistrat der Stadt ergab sich die Möglichkeit, auf dem bestehenden Friedhof „Spadener Höhe“ ein jüdisches Gräberfeld zu bekommen.
Der Städtische Friedhof Spadener Höhe befindet sich in Lehe, einem Stadtteil im Stadtbezirk Nord in der Stadtgemeinde Bremerhaven. Dieser Friedhof wurde im Jahr 1964 gegründet und hat eine Größe von ca. 14,3 ha. Für die Verstorbenen jüdischen Glaubens wurde dort ein eigenes Gräberfeld gestattet, umfriedet mit einer Hecke und eingeweiht im Jahre 2010 von Landesrabbiner Teitelbaum.
Die Beerdigungen in Bremerhaven werden von Bremen aus, dem Friedhofsverwalter und dem Landesrabbiner, organisiert und durchgeführt. Die Tahara übernimmt jeweils die Chewra Kadischa mit Menschen aus Bremen und Bremerhaven.
Chewra Kadischa
Die „Heilige Gesellschaft“, genannt auch „Bruderschaft“, widmet sich hauptsächlich der rituellen Bestattung Verstorbener. Ihr Ursprung wird im mittelalterlichen Spanien vermutet, von wo sie durch die Vertreibung der Juden über Italien nach Mitteleuropa gelangte. Von Prag aus, 1564 verbürgt, nahm sie ihren Weg nach Deutschland, wo im 16. Und 17. Jahrhundert die ersten Gründungen belegt sind.
In Bremen gab es vor der Shoah ein Chewra Kadischa, die jedoch nach dem Holocaust erst wieder Ende der 90er Jahre mit dem Engagement der Zuwanderer aufgebaut werden konnte. Nur sehr wenige Engagierte hatten bis dahin ihre Arbeit durchgeführt. Die lange in Zuständigkeit von Behörden gelegene Friedhofsverwaltung nahm die Gemeinde im Jahr 2003 wieder in ihre Hände und man war nicht mehr von den Dienstleistungen der Stadt abhängig. Der Landesrabbiner leitet mit dem Vorstand die Chewra Kadischa. Ihre wichtigsten Tätigkeiten: Krankenbesuche und Gebete am Lager eines Sterbenden, im Besonderen die Waschung „Tahara“ der Verstorbenen, Einkleidung und Bettung in einen einfachen Holzsarg. In den Sarg wird einem verstorbenen Mann ein Tallit und ein Säckchen mit Sand aus Israel gelegt. Ebenso gehört das Totengeleit und die Teilnahme an der Beerdigung dazu, damit das Kaddischgebet gesprochen werden kann. Der Sarg muss durch die Männer der Chewra Kadischa in das Grab gesenkt werden. Nach der Beerdigung sollen die Hinterbliebenen bei der „Schiwa“, der siebentägigen strengen Trauerzeit, bei der die Angehörigen auf niedrigen Schemeln sitzen, begleitet, versorgt und getröstet werden.
Analog zu den Bruderschaften gibt es die „Frauenchewra“, die innerhalb des Frauenvereins ebenso die Kranken und Sterbenden begleitet, die Totenwäsche näht und die „Tahara“, Waschung und Einkleidung für verstorbene Frauen übernimmt. Auch ein Säckchen mit Sand aus Israel gehört in ihren Sarg. Wichtig ist ebenso die Seelsorge und Begleitung der Angehörigen vor und nach dem Todesfall und bei der „Schiwa“.
Kontakt:
Landesrabbiner: 0171 – 8718355
t.netanel@gmail.com