Lebe! Chai!

Eine Ausstellung aus Anlass ihres 200jährigen Bestehens im September 2003

›Chai!‹, ›Lebe!‹ – mit diesem Wort wünschen Juden in aller Welt ihren Freunden und Familienmitgliedern Gesundheit und ein langes Leben.

›Chai!‹ – unter dieses Motto hat Bremen eine Veranstaltungsreihe im September 2003 gestellt, mit der die Stadt das 200jährige Bestehen ihrer jüdischen Gemeinde würdigen will.

›Chai!‹ ist auch der Titel einer Ausstellung in der Unteren Rathaushalle, die sich der Geschichte der Gemeinde widmet.

Auch nach der Gründung einer jüdischen Gemeinde in Bremen im Jahre 1803 war die Rechtsstellung ihrer Mitglieder lange Zeit keineswegs gesichert. Die Ausstellung dokumentiert den wechselhaften Weg bis zur vollen rechtlichen Gleichstellung. Nur kurz dauerte die Phase, in der sich das religiöse Leben entfalten konnte und die Mitglieder der Gemeinde öffentliche Anerkennung fanden. Die Chronik der Verfolgung, Entrechtung und schließlich der Ermordung fast aller Bremer Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und die Erinnerung an die Opfer der Shoah beschließen das erste Kapitel der Ausstellung.

Im Stadtbild sind die Orte, an denen an dieses Geschehen erinnert wird, oft kaum zu finden. Zu diesen Mahnmalen des Gedenkens an ausgelöschtes jüdisches Leben in Bremen führt ein Fotozyklus in der Ausstellung.

Ein weiteres Kapitel macht mit Grundbegriffen der jüdischen Religion, der Bedeutung der Synagoge für das Gemeindeleben und den wichtigsten Festen des Jahreskreises vertraut.

Im Hauptteil widmet sich die Ausstellung – als eine der ersten in Deutschland überhaupt – der Geschichte des Judentums nach 1945. Sie zeigt die Schwierigkeiten und Anstrengungen der wenigen Überlebenden, die in Bremen geblieben waren, im Nachkriegsdeutschland eine persönliche Existenzgrundlage wieder zu gewinnen und ein Gemeindeleben neu zu etablieren.
Erst in den neunziger Jahren endete eine lange Phase der Stagnation der kleinen Gemeinde. Es kam auf Grund neuer gesetzlicher Regelungen zu einem großen Wachstum durch Zuwanderung vor allem aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Die Ausstellung dokumentiert, wie eine multikulturelle und vielsprachige Gemeinde – größer als je zuvor in ihrer Geschichte – wieder ein vielfältiges Gemeindeleben entwickelt hat. Sie zeigt ihre enorm gewachsenen Aufgaben, die auch nach dem Abschluss des Staatsvertrages mit der Freien Hansestadt Bremen weitere dauerhafte Hilfe nötig machen.

Historische Dokumente, Fotos aus dem aktuellen Gemeindeleben, Biografien wichtiger Persönlichkeiten der Gemeinde, darunter Carl Katz, der Vorsitzende in den Nachkriegsjahren, oder Alfred Ries, unter anderem langjähriger Vereinsvorsitzender von Werder Bremen, aber auch die oft verschlungenen Lebenswege von Zuwanderern aus vielen Teilen der Welt zeigen, welch beachtlichen Beitrag die Jüdische Gemeinde zum öffentlichen Leben der Stadt und zu ihrer kulturellen Vielfalt liefert.

Ergänzend zur Ausstellung werden zahlreiche Veranstaltungen wie Vorträge zur jüdischen Geschichte und Kultur, Vorstellungen neuer Bücher, Gespräche mit Zeitzeugen, Konzerte und Kunstausstellungen angeboten.